Installation im Bet Tahara (Haus der Reinigung) und Friedhof aus Eis in Olzstyn (Polen).
Auf Einladung der Borussia Foundation mit der Bitte ein Lichtkunstkonzept für das Erstlingswerk des Architekten Erich Mendelson, dem Aussegnungshaus Bet Tehara auf dem Jüdischen Friedhof in Olzstyn auszuarbeiten, bin ich im März 2011 nach Polen gereist. Nach Besichtigung und der Auseinandersetzung mit der Geschichte und der Örtlichkeit wurde von mir folgendes Konzept ausgearbeitet: Die Installation splittet sich in zwei von einander unabhängige Teile.
Im Zentrum des Aussegnungshauses unter der Kuppel (dem höchsten Punkt des Gebäudes) ist ein Davidstern mit ca 3 Metern Durchmesser in den Boden eingelassen. Da ich bevorzugt mit örtlichen Gegebenheiten arbeite und diese in meine Installationen mit einbeziehe, verwende ich dieses Hauptsymbol der jüdischen Kultur als Basis für meine dreidimensionale Fadengrafik „Transformation“. Von der Kontur der sternförmigen Grundkonstruktion laufen hunderte von Fäden nach oben wo sie sich im Zentrum der Kuppel an einem Motor hängend vereinigen.
Man kann es sich folgendermaßen vorstellen: Ein sternförmiger Kegel aus Fäden, welche sich vom zentralen Punkt in der Kuppel nach unten zu einem Stern öffnen. Das Gewicht der sternförmigen Holzkonstruktion welche von den Fäden gehalten wird und im Gegenzug selbige strafft, schwebt ca 15 cm über dem Boden und entspricht in Form und Größe dem Mosaik am Boden. Die Fadengrafik wird mit einem waagrechten Lichtbalken illuminiert, welcher langsam an den Fäden nach oben wandert.
Man kann sich dies vorstellen, wie den Scan einer Kernspintomografie, somit sieht man im dunklen Raum lediglich diese Stellen der Fäden welche momentan von dem Lichtbalken beleuchtet werden, d.h. man sieht einen liegenden Stern aus Lichtpunkten, welche langsam nach oben wandern und bis zum Nullpunkt immer kleiner werden. Dies symbolisiert die „Tramsformation“ von Leben zu Tod, vom Materiellen zum Spirituellen, von unten nach oben, von der Erde zu Himmel und von der Getrenntheit der Individuen zur Vereinigung im EINEN was die Funktion des Gebäudes als Aussegnungshaus optisch versinnbildlicht. Da in der Spitze der Pyramide ein kleiner goldener Stern angebracht ist, war diese Installation ein logische Folge der architektonischen Gegebenheiten.
Mit dem zweiten Teil der Installation möchte ich bei der Bevölkerung ein Bewusstsein für den ehemaligen Friedhof schaffen. Da die Grabsteine in den 60er Jahren abgetragen wurden und zum Bau einer Mauer um eine Offiziersvilla verwendet wurden, gleicht der Friedhof heute einem Park welcher als Müllhalde und Hundeklo dient. Zusammen mit einer Gruppe von Jugendlichen die sich mit der ehemaligen jüdischen Gemeinde in Allenstein befassten und einem Team polnischer Eiskünstler habe ich die Grabsteine als temporäre Installation mit illuminierten Eisblöcken darstellen.